Der Krieg in Europa zeigt uns deutlich: Friede ist keine Selbstverständlichkeit und kann rasch vorbei sein. Bei der heutigen starken Vernetzung der Welt ist bei jeder kriegerischen Auseinandersetzung sofort die Gefahr von massiven globalen Auswirkungen, bis hin zu einem Weltkrieg. Das macht uns zusätzlich Angst. Aus gutem Grund beten wir deshalb bei jeder Heiligen Messe: Schenke uns nach deinem Willen Einheit und Frieden. Und wir geben einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Erhört Gott unsere Bitten nicht oder ist er gar machtlos gegenüber einem wie Putin?
Einen machtlosen Gott, der keine Bitten erhört, möchte ich mir nicht vorstellen. Wenn dem so wäre, dann würde die Welt noch viel viel schlimmer aussehen. Da gefällt mir schon besser die Erkenntnis: Gott hat diese Welt ohne uns erschaffen, er möchte sie aber nicht ohne uns erlösen. Das bedeutet, dass wir (=jeder von uns) zum Frieden auf dieser Welt beitragen können.
Und wie soll das gehen?
Ein Mann hat erzählt, dass er immer dann, wenn sein Ärger über einen Anderen so groß wird, dass er dem eines auswischen möchte („Dem werd ich’s zeugen!“) , sich selbst ein Stoppschild aufstellt. Bis hier her und nicht weiter. Am Anfang hat er den Zorn einfach runtergeschluckt und versucht die Konflikte auf der sachlichen Ebene zu lösen. Man muss sich ja auch nicht alles widerspruchlos gefallen lassen. Aber er hat dann gespürt, dass das nicht gut tut. Verdrängte Gefühle gären in der Tiefe der Seele weiter. Und wie bei einem Kochtopf ohne Ventil kommt es irgendwann zur Explosion. Nach einiger Zeit hat er dann eine gesunde Lösung gefunden und die heißt: Herschenken. Ich schenke Jesus meinen Zorn, mein Beleidigt-Sein, meinen Ärger, der droht zum Hass zu werden. Das hat einen doppelten Effekt: es nimmt den Druck von mir und es ist ein Beitrag für den Frieden.
Ein kleiner Friedensbeitrag eines einzelnen Mannes wird nicht die Welt verändern. Aber durch das Verschenken an Jesus wird in Verbindung mit der göttlichen Gnade etwas Großes daraus. Es ist wie bei der Hochzeit zu Kanaa, wo Jesus aus Wasser köstlichen Wein gemacht hat. Er hat den Wein nicht aus Nichts gemacht (das hätte er ja auch gekonnt). Zuerst mussten die Krüge mit Wasser gefüllt werden. Dadurch kommt zum Ausdruck: Gott will unsere menschenmögliche Mitarbeit bei seinem Heilswerk.
(Siehe dazu auch: Krug und Frieden)
Jetzt Du!
Ein österreichisches Telekommunikations-Unternehmen wirbt seit einiger Zeit mit dem Slogan: Jetzt Du! Das passt auch für unsere Beiträge zum Frieden ganz gut: Jetzt du! Du bist nicht machtlos den bösen Mächten ausgeliefert
, sondern kannst etwas tun. Und am besten du beginnst bei dir.
Die Fastenzeit ist die Zeit des Verzichtens. Das muss sich nicht auf Essen und Trinken beschränken. Ich kann auf das Schimpfen und Nörgeln verzichten – das verbessert das zwischenmenschliche Klima und hebt meine Stimmung. Ich kann darauf verzichten, dass sich Ärger in einer immer schneller drehenden Gedankenspirale zu Hass entwickelt – das vermindert die weltweite Gemütserhitzung und senkt meinen Blutdruck. Ich kann darauf verzichten, mit jemandem im Streit zu sein und mich versöhnen – das hebt den Friedenspegel und macht mich innerlich freier. Jetzt Du!
Nach der Auferstehung erscheint Jesus den Jüngern und er begrüßt sie mit: Der Friede sei mit euch! Das sagt er auch zu uns. Wenn wir ihm immer wieder kleine Beiträge schenken , dann schenken wir gemeinsam mit ihm Einheit und Frieden.