Ende Oktober war ich mit dem Auto am Weg zu meiner Tochter. Ein kurzer unaufmerksamer Moment – und schon lag ich mit dem Auto am Dach.
Gott sei Dank ist dabei nicht allzu viel passiert – ich hatte eine größere Schnittwunde an der Hand und das Auto war ein Totalschaden
, aber sonst bin ich unversehrt aus dem Auto geklettert.
Was so eine Geschichte bei Kraftquellen zu suchen hat, löst vielleicht im ersten Moment Verwunderung aus – für mich ist dieses Ereignis aber tatsächlich zu einer Kraftquelle geworden, die ich auch mit anderen teilen konnte. Diese Erfahrung, dass von einer Sekunde auf die andere alles hätte anders sein können, hat in mir tiefe Dankbarkeit ausgelöst.
Dankbarkeit für mein Leben
, Dankbarkeit für meine Beziehungen und Dankbarkeit für die Helfer, die vor Ort waren. Es ist mir schlagartig bewusst geworden, dass es gar nicht selbstverständlich ist, wie gut es mir geht und wie oft ich mich mit Dingen beschäftige, die es gar nicht wert sind, sich darüber Gedanken zu machen oder aufzuregen. Viele Ressourcen vergeude ich mit Gedanken, die mich hinunterziehen oder zumindest Energie kosten. Wenige davon sind essentiell und lebenswichtig.
So habe ich meine Lehren daraus gezogen. In den letzten 4 Wochen habe ich beim Aufwachen als ersten Gedanken dem lieben Gott gesagt, wie schön es ist, dass ich wieder aufgewacht bin, dass ich den Tag und alles was er mir schenken möchte dankbar annehmen möchte. Das hat mich und meinen Blick verändert. Ich kann auch während des Tages besser die Zeichen seiner Nähe spüren. Es fällt mir leichter, die kleinen, fast unsichtbaren Freuden des Alltags wahrzunehmen und zu verkosten. Wenn der Bus gleich kommt und ich nicht lange in der Kälte warte musste, wenn ich eine liebe WhatsApp Nachricht bekomme, wenn meine Tochter die Küche zusammenräumt, bevor ich nach Hause komme, wenn ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke blinzelt – über all das kann ich mich jetzt freuen.
Eine Woche nach dem Unfall kam der Wunsch in mir hoch , mich bei den Menschen zu bedanken, die mir direkt nach dem Unfall geholfen haben. An die Ersthelfer kam ich leider nicht mehr heran – den Mann, der mir die verbeulte Autotüre aufgemacht hat und mir beim Warten auf Polizei und Rettung einen Schirm über den Kopf gehalten hat, damit ich nicht ganz nass werde und der mir, trotz Corona, die Hand um die Schulter gelegt hat und mir gut zugeredet hat. Das hat so gut getan. Aber bei Polizei und Rettung konnte ich mich direkt für die Hilfe bedanken. Sie waren sehr überrascht und erstaunt – der Polizist sagte mir, so etwas kommt 1x in 20 Jahren vor – die Menschen melden sich nur, wenn etwas nicht gepasst hat.
So konnte ein objektiv nicht sehr schönes Ereignis zu einer Kraftquelle und Neuausrichtung für micht selbst werden und ich konnte meine tiefe Dankbarkeit teilen und so vermehren.
Verfasserin: Susi Mitter, Schönstatt am Kahlenberg
Wenn du auch eine aufbauende Geschichte hast, schicke sie uns doch bitte. Wir werden sie dann hier veröffentlichen – als Kraftquelle für die Leser.