Freuet euch – in Zeiten wie diesen?

Heute feiert die katholische Kirche den Sonntag Laetare, den Freudensonntag. Laetera ist der Aufruf zur Freude: Freue dich!

Darf man zur Freude aufrufen mitten in einer Krisenzeit? Ist das nicht sarkastisch?
Sagen wir einmal: Nein, man darf jetzt nicht zur Freude aufrufen. Wie geht es uns damit? Ist dieses Gefühl nicht schrecklich: ich darf mich nicht freuen, bis alles wieder ok ist. Und die bange Frage: Wann ist alles ok?

Es ist nie alles ok! Wir leben in einer unvollkommenen Welt auch wenn wir noch so versuchen, sie perfekt zu machen.

Die Freude ist nicht etwas, das ich nur haben kann, wenn … Sie ist wie das Atmen – einfach lebensnotwendig. „Freude ist die Quelle der Kraft“ hat Josef Kentenich gesagt. Wo es keine Freude gibt, herrscht Mutlosigkeit und Kraftlosigkeit.

Gerade in Krisenzeiten braucht es noch mehr Freude. Ja, ich kann mutlos werden. Ja, ich kann kraftlos werden. Dann kann die Freude wie ein Turbo wirken, der mir neuen Antrieb gibt.

Klingt so leicht, aber wie geht das? Dazu ein Beispiel, das ich erlebt habe. Meine Mutter hatte Blutkrebs. Als sie vor ihrem Ableben im AKH gelegen ist, habe ich sie oft besucht. Und so lange sie noch reden konnte, hat sie mir immer etwas erzählt, was ihr im Lauf des Tages Freude gemacht hat. Am besten erinnere ich mich an: „Heute war wieder der nette und hübsche Pfleger bei mir“. Gezeichnet vom Schmerz hat meine Mutter jeden Tag etwas gefunden, was ihr Freude gemacht hat, und sie hat dabei immer ein wenig gestrahlt. Ich kann gar nicht richtig erklären, wie gut mir das getan hat, das zu hören.

Freude ist die Quelle der Kraft. Und je schlechter die Zeiten umso mehr Freude braucht es. Die Freude ist aber dann nicht im Großen zu finden, sondern in den viele kleinen Dingen des Alltags. Dazu braucht es Freudenmeister, die das drauf haben, die kleinen Freuden zu entdecken und darüber zu reden.

Die Botschaft des heutigen Tages lautet: Freuet euch! Also dann: Los geht’s.

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