Ein Text von Pater Tilmann Beller (*) ist mir in die Hände gefallen, der recht gut in die momentane Krisenzeit passt. Es ist ein Ausschnitt aus der Novene „Ja, Vater!“, die Pater Beller im Jahr 1999 verfasst hat:
Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Wir wissen nicht, ob wir unseren Arbeitsplatz behalten. Wir wissen nicht, ob unsere Gesundheit durchhält. Wir wissen nicht, ob Wünsche und Sehnsüchte in Erfüllung gehen. Aber wir möchten, dass sich einiges verändert. Wir schauen in die Zukunft und fragen: Wie geht es weiter?
Und Gott? Wir sagen, er ist unser Vater, und wir meinen, er ist der, von dem wir herkommen, von dem wir ausgehen, der uns erschaffen hat. Aber das genügt nicht. Es genügt nicht, dass er uns einmal gemacht hat wie einen Stein oder wie einen Stern. Ein Stein und eine Stern bleiben. Bei uns verändert sich immer alles. Bei uns ist ein Durcheinander von vielen kleinen Ereignissen, und wir wissen nicht, was das Ganze soll.
Pater Kentenich sagt, Gott hat einen Plan und dieser Plan ist ein Liebesplan.
Kentenich schrieb im Konzentrationslager von Dachau folgendes Gebet:
Führ aus den großen Liebesplan,
den du von unserer Lebensbahn
entworfen hast von Ewigkeit,
auch wenn er einschließt Kreuz und Leid.
Kentenich lebt selbst im Konzentrationslager mit dem Gedanken: Gott hat einen Plan. Gott verwirklicht an mir einen Plan. Darum ist das, was auf mich zukommt, eine Zukunft aus Gott geboren, Leben, das er mir schenkt. Er ist mein Vater. Und offenbar ist dieser Vater, was seinen geistigen Horizont angeht, größer als ich, denn welcher menschliche Vater würde wohl ein Konzentrationslager für sein Kind planen? Wir versuchen also, uns einzufühlen in Pater Kentenich. Er sieht das, was auf ihn zukommt, als einen Plan Gottes, und jetzt redet er mit Gott: „Führ aus den großen Liebesplan, den du von unserer Lebensbahn entworfen hast von Ewigkeit.“ Wir tauchen ein in die Beziehung zwischen Pater Kentenich und seinem Gott. Das ist eine Betziehung eines Kindes zu seinem Vater. Dieses Kind glaubt, der Vater hat einen Plan und der Plan ist gut.
Der heutige Mench ist anders. Er schaut in die eigenen Zukunft und hat eine Sorge. Und darum ist es für uns wichtig, ein neues Gottesbild zu haben. Das ist der Gott, der unsere Zukunft in seiner Hand hat, der für unsere Zukunft einen Plan hat, in dessen Händen unsere Zukunft geborgen ist.
Wir leben in einer Zeitenwende, und Gott hat einen Plan. Und weil unsere Zukunft in einem göttlichen Plan gehalten ist, erschafft uns gleichsam unser Gott immer neu. Das, was auf uns zukommt, und das, was mit uns in Zukunft sein wird, das kommt von Gott. Das neue Leben, das wir bekommen, kommt von Gott. Er ist unser Vater.
Wenn es uns gelingt, uns auf einen göttlichen Plan einzustellen, dann kommt eine große Ruhe in unser Leben. Eine große Gelassenheit und ein Lächeln über all dem Durcheinander, das uns umgibt.
(*) Pater Tilmann Beller (1938-2012) war ein deutscher Theologe und Schönstattpater. Zudem war er Autor mehrerer Bücher zu gesellschaftlichen Fragen und modernen theologischen Themen. Er war von 1991 bis 2002 Bewegungsleiter der deutschen und von 2003 bis 2007 der österreichischen und ungarischen Schönstatt-Bewegung.