Ist es kindisch zu Gott „Lieber Vater“ zu sagen, oder ist es trostvoll und eine Kraftquelle? Entscheide selbst anhand der folgenden Worte von Pater Josef Kentenich:
Ich bin also in Wahrheit Kind Gottes
, kann mich neben den Heiland stellen und zum großen Herrscher des Himmels und der Erde „lieber Vater“ sagen. Allerdings bin ich sein Kind nicht durch Zeugung wie Christus, sondern durch eine gänzlich unverdiente Mitteilung. Und dieser Vater liebt mich in väterlicher Weise. Auf mein: „Abba, lieber Vater“ antwortet er mit seinem göttlichen: „Liebes Kind.“ Er selbst sagt es uns ja durch den Mund des Propheten, dass er uns väterlich warm, ja mütterlich zärtlich liebt:
„Vergisst wohl eine Frau ihres Kindleins?
Erbarmt sie sich nicht der Frucht ihres Leibes?
Und vergäße sie’s auch: Ich vergesse dich nicht! –
Sieh, auf meine Hände habe ich dich aufgezeichnet.“
Wie wenig wissen die Menschen von heute, selbst wir Christen, von dieser trostvollen Wahrheit! Wie könnten wir uns sonst so verlassen und einsam fühlen und von Tür zu Tür um Hilfe und Trost betteln gehen und unsern Himmelsvater vergessen! Geht nicht ein Kind zu seinem Vater
, wenn es Not hat? Und weckt nicht das Kind, gerade das kleine und hilflose, allen Helferwillen und alle Gebefreudigkeit des Vaters? Der Vatergott ist der Mitteilsame, er will sich liebend verschenken und verschenkend lieben, er ist ja die Liebe!
Der Vatergott hat eine eigenartige „Schwäche“, er kann der erkannten und anerkannten Hilflosigkeit seines Kindes nicht widerstehen. Kindlichkeit bedeutet „Ohnmacht“ des großen Gottes und wiederum „Allmacht“ des kleinen Menschen. Hier liegt der tiefste Grund für die Fruchtbarkeit der Demut im Reiche Gottes. Die Gottesmutter hat darum im Magnificat jubelnd gesungen: „Die Niedrigen erhöht er“ , und der göttliche Heiland bestätigt seiner Mutter Wort immer wieder, wenn er sagt: „Wer sich erniedrigt, wird erhöht werden“ und: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener, und wer der Erste unter euch sein will, der sei euer Knecht“.