In meiner Jugend habe ich noch oft vom strafenden Gott gehört. Manche Priester und Religionslehrer haben mehr gedroht, als über die Schönheit und Größe Gottes geredet. Drohung kann zwar etwas bewirken, ist aber keine Kraftquelle. Heißt Gottesfurcht, dass wir Angst haben müssen vor Gott? Wenn ja, wieso ist das eine Gabe des Hl. Geistes?
Du bist im Teil 8 und damit im letzten Teil über die 7 Gaben des Hl. Geistes – diesmal geht es um die Gabe der Gottesfurcht.
Einer, der es versteht und der es zu erklären versteht, hat mir diese schöne Antwort geschrieben:
Die Gabe der Gottesfurcht ermöglicht uns Menschen das Erleben und Überleben der Größe und Heiligkeit Gottes. So können wir bei Gott glücklich sein (ohne dass wir Angst haben müssen). Als Geschöpfe Gottes leben wir in seiner Schöpfung und finden in allem Geschöpflichen einen Sinn und Zweck und auch zweckfreie Schönheit. In so kleinen Wesen wie einem Schmetterling hat ein Schweizer Forscher an Stellen die herrlichsten Farben entdeckt
, die normalerweise gar nicht einsehbar sind und darum als Reiz für die Paarung nicht benötigt werden. Es ist einfach ein Ausdruck der Schönheit in der Schöpfung.
Wenn es unserer Vorstellungskraft nur ein wenig gelingt, alle Sinn- und Zweckordnung und allen Ausdruck der Schönheit als Werk eines Schöpfers zu sehen, geht dessen geistige Schöpferkraft und die Macht der Verwirklichung in seiner Größe weit über unsere Kräfte hinaus in eine unfassliche Herrlichkeit. Von dieser Größe können wir aber nur wahrnehmen, was sich klein gemacht und Ausdruck gefunden hat in einem Geschöpf. Diese Heiligkeit hat in ihrer Schönheit und Liebe eine unheimlich anziehende Kraft, ist faszinierend (latein.: fascinosum). Vor einer unfasslichen und unendlichen Größe bekommt der Mensch ein Winzigkeitsgefühl und fühlt sich zum Nichts hingedrängt. Vor dem Nichts hat er aber unendliche Angst und bekommt das Zittern. In der Größe wirkt etwas Angstmachendes (latein.: tremendum, Erzittern).
In der Gabe der Gottesfurcht lässt nun der Hl. Geist so viel Liebe in der Größe Gottes durchschimmern , dass alles an seiner Größe wie ein großes Ja in die Seele des kleinen Geschöpfes hineinwirkt. So hält des Geschöpf die Allmacht Gottes aus und vergeht nicht vor Angst.
Was die Gabe der Gottesfurcht aus den Menschen macht, lässt uns die Gottesmutter an sich erleben im Magnificat. Die Größe Gottes und das eigene Kleinsein zusammen machen sie unendlich glücklich, dass es ihr mit ihrem Glücksgefühl in ihrer Haut zu eng ist und sie aus sich herausspringen (lat.: exsultare) möchte. Sie kann sich unendlich kostbar fühlen.
Diese Kostbarkeit aus der Größe Gottes hat Pater Kentenich selbst stark geprägt mit einem Würdebewußtsein. Das kam auch in Kleinigkeiten zum Ausdruck. Als bei der Einlieferung ins KZ die Häftlinge totale Erniedrigungen hinnehmen mussten, bemerkte er beim Kahlscheren von Haar und Bart: „Den Bart bekommen sie, mehr nicht.“ Dass er in den Mitmenschen aus der Gottesfurcht heraus so eine Würde sah, zeigte er jedem mit der Anrede „Sie“, wenn es nicht Mitbrüder seiner Gemeinschaft waren. Ganz tief war diese „Ehrfurcht“, wie die Gottesfurcht auch genannt wird, in ihm bei jeder Begegnung mit den Menschen spürbar. Diese Gabe der Gottesfurcht brachte jemand mit den Worten zum Ausdruck: „Von Pater Kentenich geht man immer besser weg als man zu ihm gekommen ist.“
Wir wollen heute nicht nur um die Gabe der Gottesfurcht beten, sondern gleich aufs Ganze gehen und den Hl. Geist bitten, uns mit den Gaben zu beschenken, die Gott für uns vorgesehen hat. Und nachdem jetzt Pfingsten kommt, das Fest des Hl. Geistes – also eine besondere Gnadenzeit, wollen wir es sehr deutlich sagen: „Komm Hl. Geist, erfülle uns ganz!“
Lieber Herr Schiffl!
Diese Texte über die Gaben des Heiligen Geistes sind einfach SUPER. Dieser hier ganz besonders, aber auch die anderen.
DANKE dafür!
Ich wünsche Ihnen, dass der Hl. Geist seine Gaben reich schenkt – Ihnen und allen, mit denen Sie in Berührung kommen!
Herzlichen Gruß aus Schönstatt!
Sr. M. Gertraud