Ich erinnere mich an einen Freund mit dem ich in der Jugend oft beisammen war. Wir haben gemeinsam mit anderen fast jeden Tag im sogenannten Käfig (ein mit hohen Gittern eingezäunter kleiner Fußballplatz mit Betonboden) Fußball gespielt. Und oft genug sind mein Freund und ich in Streit geraten. Einerseits ist Fußball ja ein Kampfsport, andererseits war mein Freund ein sturer Hund und ich vielleicht auch damals. Jedenfalls sind immer wieder Mal die Fetzen geflogen und es konnte schon die eine oder andere Tätlichkeit dabei sein – wie gesagt: Fußball ist ein Kampfsport. Aber am Ende des Tages haben wir uns immer die Hand gegeben und gesagt: „Samma wieder guat“. Eigentlich hat es zuerst einer von uns beiden gesagt. Es war nicht immer der, der an dem Streit schuld war, der das gesagt hat, sondern derjenige der zuerst „schwach“ geworden ist und wieder versöhnt sein wollte.
Spürst du auch, wie blöd sich das anhört in diesem Zusammenhang: „der zuerst schwach geworden ist“. Vielleicht passiert Versöhnung gerade deswegen so selten, weil da einer damit beginnen muss und dieses Beginnen als Schwäche gilt. Ich bin sehr dankbar, dass bei meinem Freund und mir die Sehnsucht nach Versöhnung größer war, als die Angst sich zu blamieren.
Warum mir das am Ostersonntag einfällt?
Weil der Tod und die Auferstehung Jesu die größtmögliche aller Versöhnungsgeschichten ist. Da wird der Sohn Gottes von Menschen hingerichtet und das führt dazu, dass Gott sich mit uns Menschen versöhnt. Gott sagt zu uns damit: „Samma wieder guat“. Und er sagt es jeden Tag aufs Neue zu uns. Ist Gott schwach geworden? Nein, es ist die wahre Größe, die unendliche göttliche Größe.
Und wir Menschen, als Abbild Gottes geschaffen, tragen ein Stück dieser unendlichen göttlichen Größe ins uns: Wir haben die Fähigkeit zur Versöhnung und wir haben die Sehnsucht nach Versöhnung in uns. Ohne diese von Gott gegebene Kraft zur Versöhnung gäbe es kein Zusammenleben, das Freude macht. Es gäbe nur das Recht des Stärkeren. Wir können also Gott dankbar sein, für dieses Versöhnungstalent und auch dafür, dass er immer wieder zu uns sagt: „Samma wieder guat“.
Ganz so einfach macht es uns Gott natürlich nicht. Er hat ja keine Roboter erschaffen, sondern freie Menschen. Für die Versöhnung müssen wir deshalb auch etwas beitragen. Ein erster Schritt kann sein, überhaupt die Sehnsucht nach Versöhnung in sich wieder wahr zu nehmen. Dazu muss einiges an seelischem Gerümpel beiseite geräumt werden, Gerümpel das zu uns in etwa so spricht: „Ich habe ja gar nichts getan“, „Solange sich der andere nicht entschuldigt“, „Der kann mir gestohlen bleiben“, „Mit mir nicht mehr“. Und dann die Worte sprechen – auch wenn es ganz, ganz schwer fällt (drum ist es ja keine Schwäche): „Samma wieder guat“.
Und dann kann man gemeinsam die Erlösung genießen: Es ist wieder gut. Und das tut richtig gut, befreit, lässt die Seele aufatmen. Jetzt kann ich es ja zugeben: mein Freund und ich haben uns dann meistens umarmt nach der Versöhnung (obwohl wir harte Hunde und Fußballer waren).
Was Versöhnung alles bewirken kann… Probier es einfach aus!